Landvolk Niedersachsen fordert gemeinsame Auswertung der Zählungen
L P D – Was machen Touristen, wenn es direkt am Strand überlaufen und teuer ist? Sie verbringen ihren Urlaub im beschaulichen Hinterland, wo es etwas günstiger ist und das Essen ohne Meerblick ebenso gut schmeckt. „Genauso machen das die Gänse auch“, beschreibt Maren Ziegler vom Landwirtschaftlichen Hauptverein für Ostfriesland die Situation an der Küste. Ihr ist aufgefallen, dass in diesem Jahr besonders viele Gänse auf den Wiesen und Feldern im Hinterland zu sehen sind. „Früher kamen sie im November und flogen im März wieder ab, heute kommen sie im September und bleiben bis Mai oder brüten sogar hier“, nennt sie einen weiteren Punkt, der zu den ohnehin schon zahlenmäßig vergrößerten Kolonien hinzukommt.
Wie viele Sommergänse in Ostfriesland genau leben, wurde am 13. und 14. Juli sowie am 20. Juli in einer groß angelegten Aktion gezählt. Es gibt zwei Zählungen: Die Zählung der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN), die bereits seit 2014 durchgeführt wird, findet jährlich am dritten Samstag im Juli statt. Eine weitere Zählung wird seit 2018 von der Staatlichen Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit der Niedersächsischen Ornithologischen Gesellschaft durchgeführt. „Beides sind fachkundige Zähler“, stellt Carl Noosten, Vorsitzender der Arbeitsgruppe (AG) Gänse im Landvolk Niedersachsen, klar.
Während die Zählung des NLWKN überwiegend entlang der großen Gewässer und in den Schutzgebieten durchgeführt wird, erfolgt die Erfassung der Landesjägerschaft über die Jagdrevierinhaber, was eine hohe Flächenabdeckung ermöglicht. „Eine Überprüfung, inwieweit die Daten aus beiden Zählungen verschnitten werden können, wäre durchaus wünschenswert“, sagt Florian Rölfing, Pressesprecher der LJN. Die Landesjägerschaft habe dies in der Vergangenheit bereits mehrfach angeregt und angeboten. „Da besteht dringender politischer Handlungsbedarf“, stimmt Noosten ihm zu.
Die AG Gänsemonitoring unterstützt beide Zählungen, um möglichst genaue Zahlen der Nordischen Gastvögel in Niedersachsen zu bekommen. „Die aktuelle Bestandssituation sowie deren Ausbreitung ist von enormer Bedeutung im Zusammenhang mit der Entwicklung von politischen Lösungen für die Schäden, die durch nordische Gastvögel auf landwirtschaftlichen Flächen verursacht werden“, erläutert Noosten und fordert eine gemeinsame Auswertung der Zählungen. Schließlich müssen auch die Landwirte noch von den Flächen leben, auf denen die Gänse ihre Sommerfrische verbringen. (LPD 56/2024)