Bewusster Umgang lässt Menge auf geringsten Wert seit 2011 sinken
L P D – Hartnäckig hält sich in vielen Bereichen der Spruch „viel hilft viel“. „Doch in der Landwirtschaft und in der Tierhaltung sind die Bauern längst von dieser Handlungsweise abgerückt – das Gegenteil ist der Fall“, führt Georg Meiners, Vorsitzender des Tierseuchenausschusses im Landvolk Niedersachsen, aus und freut sich, dass die Zahlen seine Denk- und Arbeitsweise sowie auch die seiner Kollegen bestätigen. Die Abgabe von Antibiotika in der Tiermedizin ist 2019 erneut zurückgegangen und laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf 670 Tonnen (t) gesunken. Das Jahr zuvor waren es noch 722 t. „Im Jahr 2011 waren es noch über 1.700 t. Damit verwenden wir nur noch ein Drittel der damaligen Menge“, sagt Meiners anlässlich des Europäischen Antibiotika-Tages, der am 18. November auf die für Mensch und Tier so wichtigen Arznei aufmerksam macht.
Die Hauptabgabemengen sind wie in den Vorjahren Penicilline mit etwa 264 t und Tetrazykline mit etwa 140 t. Aber auch bei den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuften Antibiotikaklassen, wie die Fluorchinolone sowie die Cephalosporine der 3. und 4. Generation, sanken die Mengen auf den niedrigsten Wert seit 2011. Bei den Fluorchinolone waren es im Vergleich zum Vorjahr fast 1,7 t weniger auf 6 t, die der Cephalosporine der 3. und 4. Generation ging um 0,5 t auf eine Tonne bzw. 0,3 t zurück.
Landwirte und Tierhalter sorgen in ihren Ställen für optimale Haltungs- und Hygienebedingungen. „Das Bewusstsein hat sich geändert. Mit modernsten Geräten wird sowohl auf dem Acker als auch im Stall dafür gesorgt, dass der jeweilige Mitteleinsatz auf das nur Nötigste reduziert wird. Wenn man mit einfachen baulichen oder praktischen Veränderungen ein Plus an Tiergesundheit erreichen kann, dann ist jeder Tierhalter dazu bereit. Gesunde Tiere sind unser Kapital, sodass wir froh sind, wenn Tierarzt und Antibiotikaeinsatz nur dann zum Einsatz kommen, wenn es zwingend nötig ist“, sagt Georg Meiners.
Antibiotika werden in der Nutztierhaltung grundsätzlich nicht prophylaktisch, sondern nur aufgrund einer vorherigen, konkreten Diagnose und auf Anweisung des Tierarztes eingesetzt. Das ist gerade im Hinblick auf mögliche Resistenzbildungen, die zu einer Unwirksamkeit besonders wichtiger Antibiotika in der Humanmedizin führen könnten, wichtig. „Doch wenn Tiere krank sind, müssen sie aus Tierschutzgründen auch tierärztlich behandelt werden“, zeigt Meiners die Notwendigkeit auf. (LPD 90/2020)