L P D – „Bei stabiler Nachfrage werden die Milchmengen nach dem Auslaufen der Milch-quote 2015 EU-weit moderat ansteigen “, prognostiziert Prof. Dr. Holger Thiele vom ife Informations- und Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft e.V. in Kiel auf dem dies-jährigen Junglandwirtetag in Aurich. Wie der Landvolk-Pressedienst berichtet, lautete das Motto passend zur Milch-Region „Weiter denken – Milcherzeuger: fit für den Weltmarkt?“.
Thiele meint, der Export von Milcherzeugnissen werde künftig weiter an Bedeutung gewinnen. „Gleichzeitig werden die Anforderungen der Importeure an die Qualität steigen“, erklärt der Wissenschaftler. Zudem nimmt die Bedeutung neuer Qualitätsattribute wie „Tierschutz“, „Ohne Gentechnik“, „Regionalität“ und „Bio“ zu. Bei der Vermarktung von Milcherzeugnissen wird das konsequente Einhalten hoher Qualitätsstandards und das Akzeptieren neuer Qualitätsattribute wesentlichen Einfluss haben, ist der Forscher überzeugt.
Dr. Birthe Lassen vom Thünen-Institut in Braunschweig zufolge werde sich die Agrar-marktpolitik weiter aus dem Milchmarkt zurückziehen und die Landwirte müssten sich auf verschärfte Umweltauflagen einstellen. „Um diese Herausforderungen zu meistern, brau-chen Milcherzeuger zwingend unternehmerische Fähigkeiten“, betont die Lassen. Eine große Bedeutung misst sie dem Benchmarking bei, einer Weiterentwicklung des Betriebsvergleichs. Mit diesem Instrument sollen Milchvieh haltende Betriebe sich besser vergleichen können und so bessere Methoden und Praktiken („Best Practices“) erkennen, an den eigenen Betrieb anpassen und schließlich einführen. Zudem sieht Lassen ein verstärktes Interesse an der Nachhaltigkeit der Milchproduktion. Handel und Kunden wünschen sich von den Molkereien nicht nur Informationen zur Nachhaltigkeit auf der Verarbeitungsstufe, sondern darüber hinaus auch auf der Erzeugerstufe. Letztere könnten die Molkereien derzeit noch nicht liefern. „Um abgesicherte Fakten zusammenzutragen, haben das Thünen-Institut und die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. gerade eine Umfrage unter Milchviehhaltern in Niedersachsen gestartet“, sagt Lassen und bittet die Milchviehhalter bei diesem Projekt um Unterstützung.
Auch zwei junge Milchviehhalter kommen auf dem Junglandwirtetag zu Wort: Jens Wün-sche aus Friedeburg in Ostfriesland und Gunnar Jaborg aus Ovelgönne in der Wesermarsch stellen ihre Betriebe vor und erläuteren ihr Konzept für die Zukunft. Für Jens Wünsche steht fest: Die Einführung der Milchquote sei „der größte Hemmschuh, den der elterliche Betrieb je hatte“. (LPD 18/2013)