Projekt „Improvac“ gibt Überblick zu Vermarktung und Wirtschaftlichkeit
L P D – Es ist der Ebergeruch, den manche Verbraucher verstärkt wahrnehmen, wenn dieses Fleisch zubereitet wird. Dieser wird als unangenehm empfunden, sodass sich unkastrierte Eber schlechter vermarkten ließen. Schweinehalter suchten deshalb mit dem Verbot der betäubungslosen Kastration 2018 nach Alternativen. Dazu wurde vor zwei Jahren das Projekt „100.000 Improvac-Schweine“ ins Leben gerufen, bei dem über 170Schweinehalter teilnahmen. Bei einer digitalen Sitzung stellten sie ein erstes Zwischenfazit vor, teilt der Landvolk-Pressdienst mit.
„Es sind vermutlich inzwischen mehrere hunderttausend anstatt der einst vom Arbeitskreis nordwestdeutsche Sauenhalter initiierten Projekt angedachten „100.000 Improvac-Tiere“ erfolgreich vermarktet worden“, erklärte Moderator Carsten Spieker bei der zweieinhalbstündigen Veranstaltung, die vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), vom Rheinischen Landwirtschaftsverband (RLV), von den Bauernverbänden Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie dem Landvolk Niedersachsen via you tube veranstaltet wurde.
Viele Projektteilnehmer seien inzwischen aus dem Projekt in den normalen praktischen Umgang mit geimpften Ebern übergegangen. „Es ist uns deshalb wichtig, ein Zwischenfazit zu den bisherigen Erkenntnissen der Impfung gegen Ebergeruch zu ziehen“, erklärt Dietrich Pritschau, Schweinehalter und Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein.
Aus der Praxis berichtete Schweinemäster Rainer Bertels aus Neuenkirchen im Kreis Steinfurt/Münsterland seine Erfahrungen mit Improvac. Das profitable Kosten-Nutzen-Verhältnis überzeugt ihn: Er hat keine Kosten für Kastration durch den Tierarzt, benötigt – anders als für die Kastration – keinen aufwendigen Sachkundelehrgang und keine Geräte und deren Service. Auch verzeichnet er deutlich weniger kastrationsbedingte Ferkelverluste und gegenüber der Ebermast deutlich mehr Ruhe im Stall.
Christa Niemann vom WLV gab einen Überblick über die Auswertung der Schlachtdaten von Improvac-Kastraten sowie Hinweise zur Haltung und Fütterung. Bei der Mast von Improvac-Kastraten ist mit gezielter Fütterung der Erlös höher als bei anderen Kastraten und kommt dem Sauen-Erlös nahe. Für Heinrich Manten vom gleichnamigen Schlachthof, Qualitätsfleisch vom Niederrhein, ist die Impfung besser als Kastration oder Ebermast. Mit geimpften Ebern und dem damit verschwundenen Geruch können Kunden zurückgewonnen werden, ist sich Manten sicher.
Die Vorzüge der Impfung zeigte abschließend Dr. Martin Kreutzmann von Zoetis auf. Neben der positiven Wirtschaftlichkeit und dem Verzicht auf nicht kurative Eingriffe, was Empfehlung der Zukunftskommission Landwirtschaft sei, sei vor allem die Lebensmittelsicherheit gegeben. Es wurden keinerlei hormonelle Wirkung nachgewiesen, sodass Improvac in über 60 Ländern zugelassen ist und seit über 20 Jahren eingesetzt wird. Milliarden von Fleischportionen wurden seitdem verzehrt – ohne Ebergeruch. Im Anschluss an die Fachvorträge zog Enno Garbade, Vorsitzender des Arbeitskreises der Sauenhalter beim Landvolk Niedersachsen, das Fazit, dass den Schweinemästern mit der Impfung eine gute Alternative zur Verfügung stehe. Der nachgelagerte Bereich ist nun aufgefordert, Improvac-Tiere abzunehmen und am Markt zu platzieren. (LPD 95/2021)