Rückgang der Schweinebestände bleibt nicht ohne Folgen

Jörn Ehlers
Skeptisch sieht Landvolk-Vizepräsident Ehlers das Bundesprogramm Stallumbau für höhere Haltungsstufen mit mehr Tierwohl im Schweinebereich: „Die Initiative Tierwohl hat sich mit einem großen Marktanteil etabliert, jedoch sollte ein Wachstum in noch höhere Haltungsstufen nicht von der Politik mit der Brechstange erzwungen werden. Hier muss auch die Nachfrage am Markt entscheiden, ob ein Landwirt in diesem Bereich investieren kann.“ Foto: Landvolk
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Auskömmliche Preise aufgrund weniger Tiere / Hohe Auflagen sorgen für Abwanderung

L P D„Fehlende Antworten seitens der Politik, wie in Zukunft gewirtschaftet werden soll, sowie viel zu hohe Auflagen und Anforderungen machen unseren schweinehaltenden Betrieben große Sorgen. Während wir in Deutschland unseren Schweinebestand mit höchsten Tierwohlansprüchen immer weiter abstocken, wird er in den süd- und südosteuropäischen Ländern mit weitaus weniger Tierschutzauflagen aufgebaut. Wir brauchen endlich ein europäisch einheitliches Niveau in der Tierhaltung, dann hätten wir viel weniger Probleme und eine gute Strategie. Aber andere Länder – wie Spanien oder Polen – ticken anders. Ich bin mir sicher, dass Tierhaltung auch im kommenden Wahlkampf ein Thema sein wird“, erklärt Jörn Ehlers, Vorsitzender des Ausschusses Veredlung und Vize-Präsident im Landvolk Niedersachsen, nach der gemeinsamen Sitzung mit dem Arbeitskreis Sauenhaltung gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Dass die Schwankungsbreite beim Schweinepreis größer geworden ist, zeigte Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in seinem Bericht zur Konzentration des Schlachtsektors auf. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Schweinepreis zwar um über sieben Prozent, aber im Jahresdurchschnitt steht Deutschland mit 2,23 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht (€/kg SG) auf dem zweiten Platz hinter Österreich mit 2,31 €/kg SG gut da. Der Durchschnitts-EU-Preis liegt bei 2,13 €/kg SG. Da auch der Kostendruck gestiegen ist, sollte ein Preisvergleich nie ohne die Kostenseite gemacht werden, verweist Hortmann-Scholten auf die Kehrseite der Medaille mit der Folge, dass der Rückgang der Schweineproduktion nicht mehr aufzuhalten sei.

Seit acht Jahren haben Deutschlands Bauern die Schlachtschweine-Produktion reduziert. Waren es 2020 noch 53,4 Millionen Schweine, sank die Stückzahl der in Deutschland geschlachteten in- und ausländischen Schweine 2023 auf 44,1 Millionen (Mio.). „Für 2024 scheint sich erstmals ein Stopp des Abwärtstrends anzudeuten, man rechnet mit 44,4 Mio. Stück – ein kleines Plus von 0,6 Prozent“, führt der Fachmann der LWK aus. Die drei größten Schlachthöfe Tönnies, Westfleisch und Danish Crown schlachteten 2023 fast 60 Prozent dieser 44,1 Mio. Schweine. Hortmann-Scholten warnte daher vor den Auswirkungen der zunehmenden Konzentration im Schlachtsektor auf einige wenige Player und vor den wirtschaftlichen Folgen für die Schweinebauern.

Seit 2008 sinken auch die Zuchtsauen-Bestände in Deutschland kontinuierlich. Von einst 2,3 Mio. Stück sind es 2023 nur noch 1,4 Mio. Zuchtsauen. Auch die Niederlande stocken mit ihren Rauskauf-Programmen die Sauenhaltung weiter ab, in Spanien hingegen wachsen die Bestände seit 2012 kontinuierlich von 2,3 Mio. Stück auf 2,8 Mio. im Jahr 2023. Skeptisch sieht Landvolk-Vizepräsident Ehlers daher das Bundesprogramm Stallumbau für höhere Haltungsstufen mit mehr Tierwohl im Schweinebereich: „Die Initiative Tierwohl hat sich mit einem großen Marktanteil etabliert, jedoch sollte ein Wachstum in noch höhere Haltungsstufen nicht von der Politik mit der Brechstange erzwungen werden. Hier muss auch die Nachfrage am Markt entscheiden, ob ein Landwirt in diesem Bereich investieren kann.“ (LPD 88/2024)

Silke Breustedt-Muschalla

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