Heu-Qualität lässt teils zu wünschen übrig – Schadgräser bereiten große Sorgen
L P D – Ein gemischtes Bild zeigt sich bei der Heuernte 2024 in Niedersachsen, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. Während es in den südlichen und östlichen Landesteilen durchaus „rund“ läuft, kämpfen die Landwirtinnen und Landwirte in den nördlichen und westlichen Regionen mit den Folgen der regenreichen Witterung. „Die Grasernte ist aufgrund des Wetters und der damit verbundenen Bodenfeuchte erst sehr spät in Gang gekommen“, beschreibt Dr. Friedrich Willms, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes Vechta, die Ausgangslage. Die Erträge seien mittelmäßig bis zufriedenstellend, ebenso die Qualität der Halme. „Allerdings bereitet den Tier- und Pferdehaltern der exponentielle Anstieg von Schadgräsern große Sorgen. Vor allem das Jakobskreuzkraut, das nicht nur Pferden Leberschäden verursachen kann, breitet sich insbesondere auf extensiv bewirtschafteten Flächen weiterhin stark aus“, bedauert Willms, der selbst Pferdezüchter ist.
Auch aus der Region Rotenburg / Verden wird berichtet, dass das Wetter die Heuernte in diesem Jahr nicht leicht gemacht hat. An manchen Standorten steht noch das Gras – dort, wo witterungsbedingt gar keine Ernte möglich war. Auf sehr nassen Flächen hat aufgrund der Nässe auch die Qualität gelitten, sodass das Heu statt zur Fütterung dann nur als Einstreu genutzt werden kann.
Im Bereich Weserbergland waren die Erträge gut bis überdurchschnittlich; die Ernte verlief aufgrund des Wetters und den kurzen Zeitfenstern aber auch dort „spannend“, so die Rückmeldung. Im Raum Diepholz konnte der 1. Schnitt in diesem Jahr auch erst im Juli erfolgen. „Und selbst da war es sehr eng, da immer wieder unwetterartige Niederschläge gefallen sind“, sagt Torsten Riedemann aus Sulingen. Die Erträge seien zwar überdurchschnittlich hoch gewesen, aber zahlreiche Wiesen seien aufgrund der Feuchtigkeit gar nicht befahrbar. „Wohlriechendes und grünes Heu wird dieses Jahr selten zu finden sein“, sagt der Landwirt, der auch mit Pferdefutter handelt. Im Landkreis Osterholz gab es nach Angaben des dortigen Landvolkverbandes zwar „außerordentlich hohe Erntemengen“, allerdings ebenfalls teils mindere Qualität. Die Landwirte hoffen jetzt auf eine gute Wetterperiode und einen erfolgreichen 2. Schnitt Ende August/Anfang September.
Bei diesen herausfordernden Bedingungen gibt es für Betriebe einige Möglichkeiten, die Ernte so optimal wie möglich zu gestalten: Das Gras sollte höher geschnitten werden, sodass weniger von dem manchmal verdorbenen unteren Teil der Halme ins Heu gelangt. Langfristig sollten pilzanfällige Grasarten von den Flächen verdrängt werden. Eine alte Bauernregel sagt. „Lieber im Regen mähen und im Trockenen einfahren, als im Trockenen mähen und im Regen einfahren.“ Ist das Gras getrocknet, geschwadet und gepresst, beginnt das Einlagern. Hochdruckballen müssen am Tag des Pressens noch eingefahren werden. Sonst ziehen die Ballen Wasser, und selbst ein leichter Tau kann schon qualitätsmindernd sein. Rundballen können bei trockenem Wetter auch mal über Nacht liegen bleiben. (LPD 60/2024)