Sonderregelungen für Arbeiter in Schlachthöfen nötig

Schlachthof
Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk sieht Chance, dass der Schweinestau nicht weiter zunimmt

L P D – Die Corona-Pandemie allein hat mit der Erkrankung zahlreicher Mitarbeiter für Arbeitsausfälle und enorme Einschränkungen in den Schlachthöfen gesorgt. Mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Brandenburg fiel ein großer Teil des Absatzmarktes für Schweinefleisch weg, weil Deutschland nicht mehr als seuchenfrei auf dem Weltmarkt eingestuft wird. Besonders bei den in Asien nachgefragten Teilstücken sind Probleme beim Absatz hinzugekommen. Mittlerweile stauen sich aktuell gut 500.000 schlachtreife Schweine in den Ställen. „Alle arbeiten mit Hochdruck an Konzepten, wie die Schlachtbetriebe ihre Kapazitäten auf normales Niveau hochfahren können. Auch wenn man die Arbeitszeit- und Überstundenregelungen flexibler gestalten wird, es fehlen letztendlich die Arbeitskräfte, um den Stau zeitnah abbauen zu können“, zeigt sich der Vize-Präsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, nach einem Gespräch mit Verantwortlichen aus Ministerien und Wirtschaft besorgt. 

In einem Brief hatte sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner an ihre niedersächsischen Kolleginnen im Agrar- und Sozialministerium mit der Bitte gewandt, die Arbeitszeiten in Schlacht- und Zerlegebetrieben vorübergehend auszuweiten. „Auch an Sonn- und Feiertagen soll das Schlachten erlaubt sein. Das ist aber nur zielführend, wenn diese Arbeit von weiteren, zusätzlichen Arbeitern erledigt wird. Andernfalls muss diese Mehrarbeit an Folgetagen mit entsprechenden Freizeitstunden ausgeglichen werden“, zeigt Ehlers die Problematik, dass die wöchentlich fehlenden über 50.000 Schlachtungen nicht aufgeholt, sondern nur zeitlich versetzt werden. Schließlich seien die gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmungen in den Schlachtbetrieben zu befolgen.

„Gespräche laufen ebenso mit weiteren zuständigen Ministerien, um bei Einhaltung der Corona-Hygiene trotzdem möglichst effektiv in Schlachtung und Zerlegung arbeiten zu können. Die positiven Signale auch seitens der Zerlegebetriebe sind da. Die Schlachtzahlen werden hochgefahren, und Behörden sowie Unternehmen wollen bei Bedarf Schlachtungen an Sonntagen bis Weihnachten ermöglichen. Das gibt Planungssicherheit für die Schlachtbetriebe“, zeigt Ehlers auf. Die von der Branche erstellten Hygienekonzepte sollen zeitnah in den von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast angekündigten Leitfaden (Ampelsystem) einfließen. „Für die schweinehaltenden Betriebe wird jeder mögliche Schlachttag, auch am Wochenende, benötigt. Wichtig ist vor allem, dass Regelungen für die noch kommenden Feiertage getroffen werden, denn Corona wird uns noch weitere Monate begleiten“, sagt Ehlers, um die nötige Versorgungssicherheit sowie die Erzeugung und Verarbeitung der Lebensmittel aufrecht erhalten zu können. Dazu gehören besonders Sonderregelungen für die Rückkehr der Schlachthofmitarbeiter aus ausländischen Risikogebieten nach dem Weihnachtsurlaub. „Systemrelevanz muss sich in pragmatischen Lösungen der politisch Verantwortlichen wiederfinden“, setzt der Vize-Präsident des Landvolks auf praktikable und unbürokratische Regelungen, damit der Schweinestau abgebaut werden kann.

Ehlers weist darauf hin, dass der Schweinestau und die derzeitigen schlechten Schweinepreise nicht in etwa an einer Zurückhaltung des Verbrauchers liegen, sondern vielmehr die Nachfrage der Verbraucher aufgrund der begrenzten Verarbeitungskapazitäten kaum befriedigt werden kann. Angesichts der derzeitigen großen Differenz zwischen Verbraucher- und Erzeugerpreis erwarten die Schweinehalter mit der Rückkehr zu normalen Verarbeitungszahlen auch wieder bessere Auszahlungspreise von ihren Abnehmern. (LPD 86/2020)

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Silke Breustedt-Muschalla

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