Vom Fehlbedarf zum reich gedeckten Tisch

Vom Fehlbedarf zum reich gedeckten Tisch - Foto: Landpixel
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L P D – Es mutet wie ein Bericht aus einer anderen Welt an: Die Nährstoffzusammensetzung der täglichen Lebensmittelrationen wird kritisch hinterfragt und angemerkt, dass der Verbraucher nicht nach freier Wahl einkaufen könne. Diese Einschätzung hat nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes das Landesamt für Statistik aus Anlass des 70-jährigen Landesjubiläums aufgegriffen. In einem Bericht zur Ernährungslage in Niedersachsenaus dem Jahr Frühjahr 1948 stellen die Autoren fest, dass die Gruppe der Verbraucher im Alter von mehr als 20 Jahren einen erheblichen Fehlbedarf an Kalorien haben. So machten die zugeteilten Mengen an Fett, Eiweiß und Kohlehydrate jeweils nur einen Bruchteil des notwendigen Bedarfs aus. Die Folgen seien bekannt, wenn auch wenig augenscheinlich heißt es in dem historischen Beitrag weiter. Fettmangel wirke sich auf die geistige Leistungsfähigkeit aus, Eiweißmangel fördere Hungerödeme und Eiterungen. Als weitere Folge wird die Anfälligkeit gegen Krankheiten wie Tuberkulose genannt, eine heute fast ausgestorbene Krankheit. Die Statistiker stellen aktuell dem Beitrag von 1948 eine Zahl aus 2013 gegenüber, und zwar den sogenannten Body-Mass-Index. Der Wert errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation gelten Erwachsene mit einem Wert von über 25 als übergewichtig, bei mehr als 30 sogar stark übergewichtig. Letzteres traf im Jahr 2013 auf 16,8 Prozent der Männer und 14,2 Prozent der Frauen in Niedersachsen zu. In die Gruppe der Übergewichtigen fallen 45,6 Prozent der Männer und 29,1 Prozent der Frauen. Das 1948 noch relevante Problem Unterversorgung hat sich also nachhaltig erledigt. Am reich gedeckten Tisch sitzen leider auch Menschen mit überwiegend leichten Bürotätigkeiten, während 1948 noch Schwerstarbeiter mit Lebensmittelzulagen bedacht wurden. (LPD 72/2016)