Niedersachsens Bauern machen weiter – wie Ackerbauer Ulrich Löhr
L P D – Wenn Ulrich Löhr in diesen Tagen mit dem Düngerstreuer oder der Pflanzenschutzspritze zu seinen Getreidefeldern fährt, sind die Feldwege schon gut mit Spaziergängern und Fahrradfahrern bevölkert. „Trotz aller Sorgen ist es gut, dass die Menschen raus in die Natur dürfen“, sagt der Landvolkvizepräsident aus Groß Denkte bei Wolfenbüttel. Und auch wenn er sich manchmal mehr gegenseitige Rücksichtnahme wünscht, sind die Spaziergänger doch sehr gern gesehene Gäste in der Feldmark. Löhr freut sich über jeden konstruktiven Dialog und beantwortet im direkten Gespräch viele Fragen.
Er ist dankbar, in Zeiten der Corona-Pandemie, in der viele Menschen unter Kurzarbeit und anderen Einschränkungen leiden, seiner Arbeit nachgehen zu dürfen. Unterstützung erhält er im Moment von seinen drei Töchtern. Die Älteste hat gerade ihre Prüfungen zur Tierärztin bestanden und hat das Wohlbefinden der Hähnchen im Auge. Die zwei jüngeren Schwestern helfen dem Vater beim Reinigen der Silos oder bei der Bodenbearbeitung mit der Scheibenegge. „Arbeitskräftemäßig sind wir derzeit sehr gut aufgestellt“, schmunzelt Löhr.
Im Moment steht die Düngung des Brotweizens ganz oben auf seiner Aufgabenliste. „Das ist unser Grundnahrungsmittel Nummer 1“, macht Löhr deutlich. Damit aus den Weizenkörnern auch leckeres Brot und fluffiger Kuchen gebacken werden können, benötigen sie einen Proteingehalt von mindestens zwölf Prozent, sonst gehen sie in den Futtertrog. Löhr versorgt seinen Weizen über das Jahr verteilt immer wieder mit Stickstoff – so wie die Pflanzen es gerade brauchen. „Das Wissen, dass die Landwirtschaft systemrelevant ist, tut unserem bäuerlichen Selbstverständnis gut“, freut er sich. Umso weniger versteht er, dass es ihm mit der Düngeverordnung erschwert wird, nachhaltig Qualitätsweizen anzubauen.
Bei seinem Rundgang durch die Felder hat Löhr die Gesundheit der Pflanzen stets im Blick. Durch den milden Winter könnten die Pflanzen vermehrt Schädlingen ausgesetzt sein, befürchtet er. Der Landwirt greift jedoch erst mit den entsprechenden Pflanzenschutzmitteln ein, wenn zu viele Blattläuse an den Blättern und Ähren saugen oder Pilze die Qualität bedrohen. Er ist froh, dass ihm alle Betriebsmittel, die er dazu braucht, zur Verfügung stehen. Dass im weiteren Verlauf der Lieferkette das Mehl in den Supermärkten teilweise ausverkauft war, hatte seiner Meinung nach vor allem mit der abrupten Änderung des Einkaufsverhaltens zu tun und mit den damit verbundenen logistischen Herausforderungen der Mühlen. „Das Mehl ist da“, versichert Löhr. Etwas beunruhigter ist sein Blick in den wolkenlosen Himmel, der Spätfröste und Trockenheit bereithält. „Mit diesen Sorgen leben wir aber jedes Jahr“, betont er die Abhängigkeit des Landwirts von der Natur. (LPD 34/2020)