L P D – Wie bei Futterpflanzen, Getreide oder Kartoffeln fällt die Bilanz der Zuckerrübenernte ebenfalls höchst unterschiedlich aus, mit so großen Spreizungen im Ertrag wie kaum jemals zuvor. Auf der einen Seite gibt es Landwirte, die auf ertragreichen Standorten trotz der großen Hitze und der langanhaltenden Trockenheit recht gute Erträge geerntet haben. Auf der anderen Seite macht sich in den von der Natur weniger begünstigten Regionen die Enttäuschung breit, obwohl die Landwirte dort über die Feldberegnung hohen Aufwand getrieben haben, um die Ernte abzusichern. „Gleichwohl überrascht die Rübenernte auch mit einigen positiven Daten“, schildert Landvolkvizepräsident Ulrich Löhr. Er zählt dazu in erster Linie die ungewöhnlich hohen Zuckergehalte der Rüben, die mit 19,6 Prozent im landesweiten Durchschnitt fast an die 20-Prozent-Marke heranreichen, diese regional zum Teil sogar übertrafen. Der Zuckerertrag erreichte 12,5 Tonnen je Hektar (t/ha), angestrebt werden 15 t/ha. Die süßen Hackfrüchte bleiben nach Einschätzung des Dachverbandes Norddeutscher Zuckerrübenanbauer auch nach zwei Extremjahren – erst zu nass, dann zu heiß und trocken – eine stabile Größe für die niedersächsischen Ackerbauern. Am 14. Januar haben die Zuckerfabriken ihre Kampagne beendet, damit ist nicht nur die Ernte, sondern auch die Verarbeitung der Rüben abgeschlossen.
Die Landwirte knüpfen an das neue Jahr einige Hoffnungen, sagt Löhr. Zunächst hoffen sie für ihre Höfe auf ein „normales“ Jahr ohne Witterungsextreme. „Wir alle benötigen in dieser Beziehung dringend eine Verschnaufpause“, fasst der Landvolkvertreter zusammen. Auf dem Weltmarkt hoffen die Bauern auf eine Phase der Preisberuhigung. Sie könnte den Spielraum für einen höheren Zuckerverkauf eröffnen und damit auch für die hiesigen Erzeuger die Preise wieder nach oben bewegen. Die oft kritisierten Exporterstattung übrigens sind in der EU schon seit September 2008 Geschichte, die EU hält die Verpflichtungen des Welthandels ein, dazu zählen neben dem Verzicht auf gestützte Exporte u.a. zollfreie Zuckerimporte aus den am wenigsten entwickelten Ländern. Die Liberalisierung des Welthandels hat nach Einschätzung hiesiger Marktbeobachter leider unfairen Handelspraktiken Vorschub geleistet, unter anderem „flutet“ Indien den Markt mit subventioniertem Zucker. Hier erwarten die Landwirte und auch die Zuckerunternehmen ein offensiveres Vorgehen der EU-Kommission. Löhr appelliert nicht zuletzt auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher: „Genießen sie die kleinen süßen Momente im Alltag!“ In Maßen genossen sei Zucker ein natürliches Nahrungsmittel und ein schneller Energielieferant, der eine ausgewogene Ernährung ergänzen dürfe. (LPD 07/2019)