Zwickmühle der Schweinehalter: Preis versus Tierwohl

Schweinestall
Schweinehalter sind bereit in mehr Tierwohl zu investieren Foto: Landvolk Niedersachsen
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Landvolk: Handel und Verbraucher halten nicht Wort / Ausstieg ist Konsequenz

L P D„Dem Verbraucher ist gar nicht bewusst, welche Marktmacht er und der Handel inzwischen haben. Wir Schweinehalter und Ferkelerzeuger stehen mit dem Rücken an der Wand. Erneut wurde der Schweinepreis um fünf Cent auf 1,37 Euro je Kilogramm gesenkt, gleichzeitig ziehen die Futterkosten an. 20 bis 30 Euro pro Schwein zahlen die Schweinemäster im Moment drauf und überlegen, ob sie überhaupt noch einstallen. Da ist kein Spielraum mehr, viele Schweinehalter werden aufgeben“, zeichnet Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers ein düsteres Bild zur Zukunft der Mäster und Sauenhalter in Niedersachsen.

Das Auf und Ab beim Schweinepreis ist für die Bauern nichts Neues, doch mit dem Wegbrechen der Märkte in China aufgrund der Afrikanischen Schweinepest und der geringeren Nachfrage im eigenen Land seitens der (Festzelt-)Gastronomie aufgrund Corona hat die Lage für die Bauern dramatische Formen angenommen. „Hinzu kommen die höheren Auflagen für mehr Tierwohl – und es manifestiert sich, dass Handel und Verbraucher nur fordern, aber wenn es um bessere Bezahlung geht, nicht ihr Wort halten“, erklärt Ehlers enttäuscht gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

So seien Niedersachsens Schweinehalter sehr wohl bereit, mehr Tierwohl in ihren Ställen zu integrieren. Dazu sind oft Stallumbauten notwendig, für die die Schweinemäster und Sauenhalter große Summen investieren. Doch bei den aktuellen Schweinepreisen fallen ihnen die Investitionen auf die Füße. Ehlers, der selbst als Schweinemäster von Beginn an bei der Initiative Tierwohl (ITW) mitmacht, ist besonders enttäuscht, dass nun einigen Betrieben, die an der dritten ITW-Programmphase teilnehmen wollten, die sogenannte Einmalzahlung von 3.000 Euro nicht gewährt werde. „So geht man mit Handelspartnern nicht um: einfach ohne weitere Ankündigung seitens der ITW den Stichtag um sechs Tage auf den 24. Juni 2021 vorzuziehen, obwohl alle Auflagen erfüllt wurden, weil sonst die eingeplanten 20 Mio. Euro nicht reichen, ist ein Armutszeugnis. Da müssen andere Lösungen her“, fordert der Landvolk-Vizepräsident.

Verlässlichkeit benötigen auch die Ferkelerzeuger. „Die Sauen sind belegt, sodass die Halter nicht so schnell auf den Markt reagieren können, selbst wenn sie wollten“, erklärt Ehlers. Wichtig für Niedersachsens Schweinehalter sei die zeitnahe Umsetzung der Vorschläge der Borchert-Kommission. „Doch aktuell ist Wahlkampf, wir werden aushalten müssen, bis die neue Regierung das Geschehen übernimmt. Die verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung von Fleisch und bei verarbeiteten Produkten stehen auf deren to-do-Liste für uns ganz oben“, setzt Ehlers auf die Stärkung heimischer Produkte. Parallel sieht er aber sowohl den Handel als auch den Verbraucher in der Pflicht, nicht nur werbetaktisch Labels für bessere Haltungsformen zu fordern, sondern die Vertragsmodelle für die erhöhten Haltungsstandards gemeinsam mit allen Marktbeteiligten, also auch den Erzeugern, auf Augenhöhe zu erarbeiten. „Dann hätten wir Mäster und Sauenhalter eine Perspektive“, erklärt Ehlers und hofft, dass der Verbraucher sich rechtzeitig der hohen Qualität deutscher Produkte bewusst wird, um weitere Aufgaben der Schweinehalter in Niedersachsen zu verhindern. (LPD 60/2021)

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