Routinefall oder Skandal?

Kommentar     Der direkte Schaden dürfte überschaubar geblieben sein, der Imageschaden
dagegen ist immens. Wieder einmal haben sich Niedersachsens Landwirte über
den Futtertrog einen „Lebensmittelskandal“ eingehandelt. Dieses Mal war es
Aflatoxin im Körnermais, der in erster Linie Milchbauern verunsichert hat.
Zum Glück kam die Entwarnung dank der schnellen Analysenergebnisse für
Rohmilch rasch. Nur die Futtermittelproduzenten halten sich erneut
auffällig zurück. Mit Erklärungen zu schwierigen Probenahmen
beispielsweise stehlen sie sich leichtfüßig aus der Verantwortung.

Spätestens
seit der Dioxinkrise erwarten Landwirte von ihren Vorlieferanten
wesentlich mehr Sorgfalt und auch Transparenz. Warum haben Händler und
Verarbeitungsunternehmen von Körnermais die Warnungen vor verschimmelten
Mais aus Serbien nicht ernst genommen?  Warum haben sie die Ware überhaupt
verarbeitet, aber trotzdem offenbar nicht hinreichend geprüft? Auf diese
Fragen haben die betroffenen Bauern bislang leider keine Antworten
erhalten. Die Futtermittelwirtschaft hat eine weitere Forderung aus dem
Dioxinskandal nicht umgesetzt: Es gibt noch immer keine
Versicherungslösung für Fälle wie den jetzt eingetretenen, wenn etwas
schief läuft. Die Folgen aber bekommen als erste die Landwirte zu spüren:
Über verunsicherte Verbraucher, die bestimmte Lebensmittel erst einmal
meiden.

Wie nach jedem Skandal erschallt auch jetzt wieder der Ruf nach
mehr Kontrolle. Aufgefallen aber war das belastete Futter durch die
Routinekontrollen der Milchwirtschaft! Wer mehr Analysen will, muss
Verbraucherinnen und Verbrauchern die Interpretation der Ergebnisse  auch
vermitteln. In Deutschland übernimmt diesen Job seit Mai 2003 das
Bundesinstitut für Risikobewertung .  Präsident Andreas Hensel hatte in
einem Interview den Begriff „Krise“ von sich gewiesen und von einem
„Routinefall“ gesprochen. Das passte dem grünen Agrarsprecher Friedrich
Ostendorff nicht ins Bild. Er rief Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) dazu auf,  die „Verharmlosungen durch das BfR zu
unterbinden“. Hensel hat die Gefahr für den Verbraucher einzuschätzen, und
zwar unabhängig. So hat es die damalige grüne Landwirtschaftsministerin
Renate Künast formuliert, als sie das Institut initiierte und Hensel die
Leitung übertrug, der Auftrag sollte auch heute noch so gelten.
Alle
Beteiligten in der Lebensmittelkette aber müssen kompromisslos ihrer
Sorgfaltspflicht nachkommen und potenzielle Gefahren meiden. Ansonsten
wird leider der nächste „Skandal“  zur Routine. Gabi von der Brelie