Kooperativer Naturschutz im Offenland ist möglich

Hannes Hanella und Dr. Josef Kuhlmann vom ÖKOL mit einem Kibitzgelege
Hannes Hanella und Dr. Josef Kuhlmann vom Ökologischen Kompetenzzentrum Oldenburger Land (ÖKOL) mit einem Kibitzgelege Foto: Landvolk
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Ökologisches Kompetenzzentrum Oldenburger Land arbeitet an Verstetigung

L P D – Landwirte engagieren sich in Zeiten des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen und Artensterbens immer mehr für Naturschutz. Sie sehen sich dafür nicht allein verantwortlich und schätzen besonders kooperative Ansätze – wie zum Beispiel beim Niedersächsischen Weg. Eine besondere Rolle spielt hier das Ökologische Kompetenzzentrum Oldenburger Land (ÖKOL), eine gemeinnützige Unternehmensgesellschaft, die sich dem Natur-, Arten- und Gewässerschutz in den Landkreisen Ammerland und Oldenburg widmet. „Seit 2023 betreibt das ÖKOL erstmalig in offener Landschaft Natur-, Arten- und Gewässerschutz in ausgewählten Gebietskulissen der Agrarlandschaft und den Pufferzonen rund um FFH- und Naturschutzgebiete. Hier haben wir viele der einst definierten Ziele weitgehend umgesetzt, aber leider nicht alle“, erklärt Geschäftsführerin Dr. Tatjana Hoppe dieses auf drei Jahre angelegte und vom Land Niedersachsen geförderte Projekt innerhalb des Niedersächsischen Weges.

„Das ÖKOL wurde durch die Zusammenarbeit des Ökologischen Kompetenzzentrums Ammerland Oldenburg (ÖKAO) und der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) gegründet. Wir verfolgen das Ziel, in enger Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft sowie mit verschiedenen Behörden und Institutionen wie der Ökologischen NABU-Station Oldenburger Land (ÖNSOL) die Lebensgrundlagen für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu verbessern“, führt Hoppe aus. Zudem stelle die enge Zusammenarbeit mit Gewässerunterhaltungs- und den Naturschutzverbänden sowie dem Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen (ZJEN) nicht nur ein breites Netzwerk dar, sondern befördere die Synergieeffekte, um die Naturschutzprojekte bestmöglich zu erfassen und umzusetzen. 

Im Rahmen des MU-Förderprojekts engagiert sich das ÖKOL auf einer Fläche von 20.000 Hektar in vier ausgewählten Projektgebieten und deren Pufferzonen. Biologen des ÖKOL führten im ersten Jahr umfangreiche faunistische und botanische Kartierungen durch, die insbesondere auf die agrarische Offenlandschaft fokussiert waren. Aufgrund der Gebietsgröße konnten jedoch nur gezielte Schwerpunktkartierungen vorgenommen werden, wie zum Beispiel zum Feldvogel- und Insektenschutz. Vor allem die Offenlandverbindungskorridore bedürfen noch weiterer Untersuchungen. Erste Projekte und Maßnahmen für die festgestellten schützenswerten Arten wurden zwar umgesetzt, bedürfen jedoch mehrerer Jahre, um die Populationen signifikant zu erhöhen.

Trotz erster Erfolge mangelt es an finanziellen Mitteln für langfristige Entwicklungsmaßnahmen. Das ÖKOL strebt daher weitere Förderungen an, um konkrete Schutzprojekte nachhaltig umzusetzen. Erfolgreicher Artenschutz erfordert einen langen Atem: So sollen etwa Kiebitz- und Rebhuhnpopulationen durch gezielte Maßnahmen wie Blühflächen, Hecken oder Ernteverzicht stabilisiert werden. Auch laufende Biotopverbundprojekte benötigen mehrere Jahre zur erfolgreichen Umsetzung und Evaluierung. „Langfristige Perspektiven und Förderungen sind essenziell, um die gesamte Kulturlandschaft umfassend zu erfassen und gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen“, kritisiert Hoppe generell die kurze Dauer von Projekten.

Hoppe und Dr. Josef Kuhlmann, ebenfalls Geschäftsführer des ÖKOL, freuen sich ebenso wie Detlef Kreye, Helmut Blauth sowie die beiden Biologen Dr. Philipp Krämer und Hannes Hanella über das Signal des MU für eine weitere Förderung über das Jahr 2025 hinaus. Hierzu hat das ÖKOL für einen entsprechenden Antrag kürzlich einen Zuwendungsbescheid erhalten. Während für FFH- und NSG-Gebiete bereits Managementpläne existieren, fehlen solche für Landschaftsschutzgebiete und agrarische Offenlandschaften. Um diesen Mangel zu beheben, hat das ÖKOL einen Antrag im Förderprogramm „Zukunftsregionen in Niedersachsen“ eingereicht. Ziel ist die Erstellung von Entwicklungs- und Maßnahmenplänen für 15.551 Hektar, um effektive Schutzstrategien zu erarbeiten.

Zusätzlich sollen mit Drittmitteln der BINGO-Umweltstiftung vorbereitende Artenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. In enger Zusammenarbeit mit Landwirten werden erste Schutzprojekte umgesetzt. Ein Beispiel ist die Reduktion der Verockerung in der Delme, die wissenschaftlich begleitet wird. Weitere Projekte wie das Biotopverbundprojekt Hochstaudenfluren an der Haaren oder Beratungsflyer für den Gewässerschutz sind ebenfalls in Arbeit. „Wir haben als ÖKOL ein starkes Netzwerk aufgebaut und sind optimistisch, durch eine langfristige Strategie den Naturschutz in Niedersachsen nachhaltig voranzutreiben“, sieht Hoppe die Zukunft positiv. (LPD 28/2025)

Silke Breustedt-Muschalla

Redakteurin

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