Offene Hoftore: Familie Schneevoigt hat ihren Tieren einen Luxusstall gebaut
L P D – Glückliche Kühe – gute Produkte, dieses Ziel verfolgen Annika und Frank Schneevoigt aus Lomitz im Wendland mit ihrem „fabelhaften Kuhstall“. Der von der EU als besonders tiergerecht geförderte Stall bietet den Kühen sehr viel Platz, ständige Bewegungsfreiheit und weiche Liegeflächen. Bei Hitze können sich die kälteliebenden Vierbeiner unter dem isolierten Dach von Ventilatoren eine kühlende Brise um die Nase wehen lassen. „Im Sommer öffnen wir morgens die Tore, aber spätestens um zehn Uhr liegen alle 70 Tiere wieder im schattigen Stall“, lautet Frank Schneevoigts Erfahrung.
Die große Liegefläche, die es anstatt der sonst üblichen Boxen gibt, wird mit Holzhackschnitzeln eingestreut und zweimal täglich aufgelockert. „Kühe sind Steppentiere, sie mögen trockenen Boden und danken es mit gesunden Klauen“, begründet Schneevoigt das aufwändige „Liegemanagement“. Der Stall bietet den Kühen zudem eine doppelt so große Stallfläche wie in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgeschrieben. Wenn die Fläche gemistet wird, hat sich die Einstreu zu wertvollem Kompost entwickelt. „So schön wie Blumenerde“, sagt der Landwirt, der froh ist, sie auf seinen eigenen Flächen ausbringen zu können. Auch bei der Futtergewinnung setzt er auf eigene Felder.
Zusammen mit seiner Ehefrau Annika, die als Futtermittelberaterin viele Ställe sieht, hat er sich lange mit den unterschiedlichen Möglichkeiten beschäftigt, dem Bauernhof ihrer Eltern eine Perspektive zu geben. Bis 2018 standen dort 19 Kühe in Anbindehaltung. „Wir haben den neuen Stall so gebaut, wie Kühe ihn bauen würden“, sagt Schneevoigt. Er hofft, dass die Kühe zwei bis drei Laktationen länger auf dem Hof sind, als im Durchschnitt, weil sie durch die besonders tierfreundliche Haltung länger gesund bleiben. Eine erfolgreiche betriebswirtschaftliche Rechnung sei mit den „bombastischen Bausummen“ und dem aktuellen Milchpreis jedoch nur schwer zu machen. Auch eine Umstellung auf Biomilch, die mit dem Stall ohne weiteres möglich wäre, würde sich nicht rechnen: „Der Markt ist voll.“ Die Familie bietet die Milch daher auch in einem Milchautomaten zum Selbstzapfen an. „Manche Stammkunden fahren 20 bis 30 Kilometer weit, um bei uns ihre Milch und ihre Eier zu kaufen“, weiß Schneevoigt. Zudem packen sowohl die Altenteiler, als auch die drei Kinder tatkräftig mit an. „Es funktioniert aber nur, wenn zusätzlich einer arbeiten geht“, gibt er zu. Trotzdem bereut der Agraringenieur es nicht, seinen Bürojob aufgegeben zu haben und nun ganz für die Kühe da zu sein. „Wir hängen nun mal an unserem Hof und wollen etwas für die nächste Generation aufbauen“, begründet er den Schritt. Kühe seien eben eine Lebenseinstellung und glückliche Kühe erst recht. (LPD 56/2020)