Stevia ist keine Konkurrenz für Zucker

L P D – Figurbewusste Verbraucher greifen oft zu zuckerfreien Lebensmitteln oder Getränken. Statt Zucker werden hier zumeist künstliche Süßstoffe eingesetzt. Seit gut einem Jahr ist in der EU ein natürlicher Pflanzenauszug als Süßstoff zugelassen: Steviolglycoside werden aus den Blättern der südamerikanischen Stevia-Pflanze gewonnen und haben die 200- bis 300-fache Süßkraft von Zucker. Dabei enthält das Süßungsmittel so gut wie keine Kalorien. Weißer Zucker hingegen schlägt mit 405 Kilokalorien pro 100 Gramm zu Buche. Auch für Karies bietet die Steviasüße keinen Nährboden. Als Stevia, auch Süßkraut genannt, in Europa bekannter wurde, fürchteten einige Zuckerrübenanbauer die Konkurrenz durch den neuen Süßstoff. „Zucker dient beispielsweise bei der Herstellung von Süßigkeiten aber auch als Füllstoff“ erklärt Landwirt Helmut Meyer aus Betheln, zugleich Vizepräsident im Landvolk Niedersachsen. Steviasüße hat im Vergleich ein viel geringeres Volumen und ist deshalb vielmehr Ersatz für synthetische Süßstoffe in kalorienreduzierten Produkten. Bisher setzen allerdings noch recht wenige Lebensmittelhersteller das neue Süßungsmittel ein. Das liegt vor allem daran, dass Verbraucher beim Geschmack von Lebensmitteln gerne beim Bekannten bleiben. Hersteller von Süßigkeiten, Konfitüre, Joghurt oder süßen Getränken wollen ihre Kunden nicht mit Ungewohntem verprellen. Mittlerweile gibt es aber immer häufiger Kunden, die im Supermarkt gezielt nach Stevia-Produkten fragen, berichtet Mats Liljestam von Nordzucker. Er fügt hinzu, dass die Kunden auch selbst mit Stevia süßen wollen. Für den Hausgebrauch hat das Unternehmen deshalb „SteviaZucker“ entwickelt, eine Mischung aus Steviasüße und Zucker, der in Deutschland aus Zuckerrüben gewonnen wird. Bei gleichem Volumen hat das neue Produkt nur halb so viele Kalorien wie herkömmlicher Zucker. In einem aufwendigen Verfahren werden die süßenden Stoffe aus der Steviapflanze auf die Zuckerkristalle aufgesprüht und außen von einer weiteren, dünnen Zuckerschicht umhüllt.

Deutsche Zuckerrübenanbauer blicken in diesem Jahr auf eine sehr gute Ernte zurück. Die Zuckerrübenkampagne 2012/13 war die zweitbeste aller Zeiten und verfehlte nur knapp die besten Erträge des Jahres 2011. Trotz der guten Ertragslage stehen europäische Zuckerrübenanbauer vor großen Herausforderungen. Sie müssen sich mehr und mehr einem hart umkämpften, weltweiten Zuckermarkt stellen. Um dennoch die Versorgung mit europäischen Nahrungsmitteln zu gewährleisten, muss der Zuckermarkt wie bisher – mindestens bis 2020 – über eine schützende Marktordnung abgesichert werden, fordern die Anbauer. Diese Zeit benötigen die Betriebe, um sich Schritt für Schritt eine international wettbewerbsfähige Position zu erarbeiten. (LPD 30/2013)