Großverbraucher fallen als Kunden auf den Lebensmittelmärkten nahezu aus
L P D – Käse, Trinkmilch, Sahne, Butter – die hervorragende Qualität der niedersächsischen Milchprodukte ist aktuell gefragt wie nie. Das trifft in besondere Weise für die normalen Haushaltsgrößen zu. „Die XXL-Formate für die Gastronomie, Kantinen und andere Großkunden dagegen haben zurzeit nahezu keine Kunden“, schildert Jan Heusmann, Vorsitzender im Milchausschuss des Landvolkes Niedersachsen. Dadurch ergeben sich deutliche Verschiebungen im Milchmarkt wie auch auf anderen Agrarmärkten. Sie stellen in erster Linie Molkereien, die sich auf die Belieferung des Gastronomie- und Großverbrauchersegmentes spezialisiert haben, vor große Herausforderungen: Ihnen ist der Markt weggebrochen. Die fundamentalen Daten für den Milchmarkt dagegen bezeichnet Heusmann als positiv. Die Auszahlungspreise für die rund 9.000 niedersächsischen Milchviehhalter liegen seit gut einem Jahr auf einem Niveau von um die 33 Cent je Kilogramm. „Aus Erzeugersicht müsste dieser Betrag natürlich höher sein, zumal die Wetterereignisse der vergangenen drei Jahre bereits hohe Zusatzkosten verursacht haben“, fügt Heusmann an. Die Milchbauern hoffen weiter auf auskömmliche Erzeugerpreise für ihre Milch, die fast ausnahmslos unter Erfüllung der höchsten Gütestandards an die Verarbeitungsunternehmen geliefert wird.
Das Landvolk bezieht sich auf eine Einschätzung der Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Sie spricht von einem gedämpften Angebot und einer wachsenden Nachfrage weltweit. Danach bleibt die Milcherzeugung in Australien, einem wichtigen Akteur auf dem globalen Milchmarkt, schwierig, auch in Neuseeland deutet die Anlieferung eher nach unten. Im Gegenzug bauen einige ehemalige Importeure von Milchprodukten wie Algerien oder Russland ihre Erzeugung aus. Dafür entwickelt sich in Indien eine zusätzliche Nachfrage, auch China wird weiter als starker Wachstumsmarkt eingestuft. „Märkte sind nie statisch und immer in Bewegung“, sagt dazu Jan Heusmann. Er sieht ähnlich wie die AMI den Milchmarkt in einer recht robusten Verfassung. Diese zu Jahresanfang grundsätzlich positive Einschätzung wird derzeit maßgeblich durch den weltweiten Ausbruch von Corona beeinflusst. Wie in anderen Wirtschaftszweigen hängt vieles im Milchbereich davon ab, wie schnell und erfolgreich weltweit Lösungen zur Beherrschung der Lage gefunden werden. Auch für die Zeit nach Corona kann der Milchmarkt wie andere Agrarmärkte durch Unsicherheiten wie internationale Handelskonflikte, weiter fortschreitenden Protektionismus oder auch politische und wirtschaftliche Instabilitäten beeinflusst werden. Diese Gefahren belasten globale Märkte permanent und bergen auch immer ein Risiko für nationale Märkte. (LPD 25/2020)